Mittwoch, 14. November 2012

Die Hinrichtung auf Raten

Der Tag hätte so schön sein können, aber der Reihe nach. Zum Finsternistagstag haben wir alle sehr wenig oder gar nicht geschlafen. Ich selbst hatte mich drei Stunden "auf's Ohr gehauen". Um zwei Uhr war dann die Nacht rum. Der Bus holte uns um 2:30 Uhr (17:30 Uhr MEZ) ab. Nach einer 45 Minütigen Fahrt waren wir dann an unserem Beobachtungsplatz Wangetti Beach. Dort haben wir uns am

Milchstraße und Große Magellansche Wolke
Hochstrand positioniert. Es war noch dunkel und zwischen den Wolkenlücken konnte man einen herrlichen Südsternhimmel erkennen. Das Sternbild Großer Hund mit seinem Hauptstern Sirius war direkt über uns im Zenit. Jupiter im Westen noch recht hoch in der Nähe das Sternbild Orion, für unsere Verhältnisse auf dem Kopf stehend. Richtung Süden ein heller Bereich der Milchstraße mit dem Kreuz des Südens. Etwas westlich die Große Magellansche Wolke. Einfach faszinierend. Tobias baute, wie viele andere, seine Kamera mit Montierung und Steuerung auf. Aber ohne Taschenlampe war es zu dunkel und da ich meine vergessen hatte, wartete ich bis es etwas heller wurde, um mein kleines Equipment aufzubauen. Der Morgenhimmel war recht eindrucksvoll, zeigte er verschiedene Farben, bis hin zu Purpur. Dann ging sie Sonne auf und die Stimmung der Beobachter stieg an.
Sonnenaufgang am Wangetti

Sonnenfinsternis-Fans am Wangetti
Leider zogen immer wieder Wolken und Wolkenbänke am Himmel entlang, die auch teilweise leichte Regenschauer brachten. Aber man wurde nicht wirklich nass, sie sind recht kurz. Nach einiger Zeit kam die Sonne hinter den Wolken wieder zum Vorschein und man erkannte, daß der Mond begonnen hatte, die Sonne zu verdunkeln. Mit fortschreitender Verfinsterung änderte sich die Lichtstimmung. Die Venus wurde über uns am Himmel sichtbar. Es wurde die Umgebung mehr und mehr in fahles Licht getaucht. Alle Angereisten waren in angespannter Erwartung. Je mehr es in Richtung des zweiten Kontaktes  ging (totale Finsternis), umso mehr änderte sich das Licht am Himmel und am Boden. Sehr bewegend, seine Umgebung so wahrzunehmen. Und dann war es soweit. Die Sonne verschwand komplett hinter dem Mond und über uns spannte sich der Totalitätsschatten aus. Am Horizont änderten sich die Farben. Totalität! Aber wo ist die Sonne?
Totale Finsternis am Wangetti Beach
Die Wolken hatten in ihrer Richtung die Oberhand gewonnen. Und so war es uns nicht vergönnt die "Schwarze Sonne" zu sehen. Auch nicht die Korona, die dünne Sonnenatmosphäre. Das ist das, was wir alle sehen wollten. Es hatte nicht sollen sein. Trotzdem war der Himmel fazinierend mit dem Schatten über uns. Nach zwei Minuten war es vorüber und die Sonne trieb ihre Strahlen durch die Wolkenlücken durch. Wir hatten hier Pech. Ein paar Kilometer weiter hatten andere Glück. So ist das halt mit den Sonnenfinsternissen.

Nach dem Ende beobachtete man noch den Verlauf der partiellen Phase bis zu ihrem Ende. Wir gingen etwas früher vom Strand zu einer gegenüberliegenden Aborigines-Schule. Die hatten ein Finsternis-Frühstück im Angebot. Viele haben ihren Schnitt mit dem Ereignis gemacht. Naja, warum auch nicht. Ein Geschäft macht man dort, wo es eines gibt. Wir wurden satt und der Kaffee war auch ok. Gegen 8:30 Uhr kam der Bus wieder und brachte uns zurück nach Cairns ins Hotel. Den Rest des Tages hatten wir zur freien Verfügung. Da passierte nicht mehr viel. Ich traf mich am späteren Nachmittag mit Walburga und Siegfried Bergthal, den Veranstaltern der AME und Dagmar und Otto Guthier zum Essen. Viel haben wir über den Verlauf der Finsternis und der Reise diskutiert, Bilder und Videos angeschaut. Natürlich war man etwas entäuscht. Aber deswegen geht die Welt (noch) nicht unter. Dann gehen wir halt zur nächsten Sonnenfinsternis.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der Titel deines Berichtes passt zum Kommentar meines Kollegen bei der Rückkehr in's Hotelzimmer: "Ich komme mir vor, wie nach einer verlorenen Schlacht". Und genau so ist es: Dann gehen wir halt zur nächsten Sonnenfinsternis!
Gruss
Daniel

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